Neulich wurde ich von einem Arbeitskollegen auf mein Äusseres angesprochen – im positiven Sinn. Ich habe schliesslich in wenigen Monaten rund 10 Kilo abgenommen. Das kann schon mal auffallen. Doch das war nicht immer so. In diesem dreiteiligen Blog möchte ich darüber reflektieren, wie ich an den Punkt gelangt bin, an dem ich heute stehe. Dabei geht es nicht nur um mein Gewicht, sondern auch um andere gesundheitliche Fragen, die für mich zunehmend an Wichtigkeit gewonnen haben.
Als Kind in den Zaubertrank gefallen
Positive Kommentare wie jene von meinem Arbeitskollegen sind für mich alles andere als selbstverständlich. Ich war schliesslich bis zum zwölften Lebensjahr ziemlich übergewichtig und brachte beim zweifelhaften Höhepunkt in der sechsten Klasse bis zu 100 Kilo auf die Waage. Es war für mich keine Seltenheit, als "Fettsack" bezeichnet zu werden (Kinder können grausam sein) und in einem Schulmusical in der fünften Klasse rund um Asterix und Obelix war schon im Voraus klar, wer den Gallier spielen sollte, der als Kind in einen Topf mit Zaubertrank gefallen war.
Bevor ich weiterschreibe: Es geht mir bei diesem Post auf keinen Fall darum, Übergewicht zu stigmatisieren. Als jemand, der in der Jugend viele Jahre adipös war, kann ich noch ungefähr nachvollziehen, wie sich das anfühlt. Anfühlen ist ein wichtiges Stichwort. Viel wichtiger als das Erscheinungsbild ist meines Erachtens die Gesundheit. Man kann auch gesund leben, wenn man einige Kilos mehr auf den Rippen hat. Hier finde ich auch "Body Positivity" absolut in Ordnung. Aber ich möchte auch nicht verschweigen, dass ich mich mit weniger Gewicht viel vitaler und dynamischer fühle.
In vielen Fällen ist Übergewicht eine mögliche Folge eines ungesunden Lebensstiles. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich damit auseinander zu setzen. Ich weiss aber, dass sich meine Situation nicht auf andere übertragen lässt. Ich möchte hier nur wiedergeben, wie die bisherige Reise für mich ausgesehen hat und vielleicht kann ich jemandem etwas mit auf den Weg geben.
Die Achterbahnfahrt, die keinen Spass macht
Gehen wir zurück in die Gegenwart und zum Kommentar meines Arbeitskollegen. Dieser hat mich nämlich gefragt, wie ich die Transformation bewerkstelligt hatte. Und natürlich ist das nicht ganz einfach, dies an einem Faktor zu identifizieren. Ich mache nämlich keine klassische Diät noch treibe ich viel mehr Sport. Es sind viele verschiedene Faktoren, die zu dieser Transformation beigetragen haben.
Heute bin ich mit einem Body Mass Index (BMI) von rund 22 (Normalgewicht) ziemlich gut platziert in dieser ominösen Skala. Noch einige Monate zuvor (und viele Jahre davor) schwankte dieser Wert immer irgendwo im Bereich von 25 und 28 (Übergewicht). Und bei meinem bereits erwähnten zweifelhaften Höhepunkt lag er bei 31.6 (Adipositas Grad 1).
Nun gebe ich zu, dass ich nicht grosse Stücke auf eine solche Zahl gebe, die Entwicklung in den letzten Monaten deckt sich aber mit meinem Bauchgefühl, welches mir verrät, dass ich mich deutlich vitaler fühle als zuvor. Doch meinem aktuellen Gefühl von Stabilität ging eine lange und frustrierende Achterbahnfahrt voraus.
Nachdem ich in der Jugend realisiert hatte, dass es nicht so weiter gehen konnte, habe mit viel Sport und Körpereinsatz in relativ kurzer Zeit viel Gewicht verloren. Als ich dann aber einen weiteren Schulweg und weniger Zeit für Sport hatte, änderte sich das aber schnell und die Waage zeigte einen Trend, der in die falsche Richtung führte. Und nach meiner obligatorischen Dienstzeit im Militär kam es noch schlimmer und ich kam wieder auf über 90 Kilos. Es folgten weitere 10 Jahre von Auf- und Ab und meine mentalen Modelle halfen mir nicht wirklich, etwas daran zu ändern.
Veränderung beginnt im Kopf
Ironischerweise hat mir etwas so ganz und gar nicht geholfen, was mich ursprünglich zum "Normalgewicht" geführt hatte. Wie bereits angesprochen, habe in der Jugend viel Gewicht verloren - mit fünf bis sechs Mal pro Woche rund einer Stunde auf dem Hometrainer und einer Ernährung, die praktisch frei von Fett war. Ich habe in wenigen Monaten über 30 Kilos weggebrannt. Nach den Sommerferien erkannten mich meine Mitschüler fast nicht mehr und ich konnte beim 100-Meter-Sprint teilweise sogar mit den schnellsten Mitschülern mithalten. Es war wortwörtlich eine Erleichterung für mich.
Doch die extreme Gewichtsabnahme bewirkte bei mir auch etwas anderes. Sie festigte bei mir den Glauben, dass Fette schlecht sind und Kohlenhydrate (inkl. Zucker) voll okay. Dieses Mindset trug ich bis vor einigen Monaten mit mir herum, obwohl ich zwischenzeitlich immer wieder zugenommen hatte und mich körperlich nicht immer gut fühlte. Ich habe das leider auch nie wirklich hinterfragt, da mein "Erfolgsrezept" ja sehr wirksam war. Doch so fit wie ich zum Beispiel nach dem Militär für kurze Zeit war, so schnell stieg mein Gewicht nach dem Dienst wieder auf über 90 Kilogramm. Rückblickend half wahrscheinlich nicht, dass ich mich kaum noch bewegte und die Süssgetränke, die ich im Militär noch als Energiequelle gebrauchen konnte, weiter konsumierte.
Aber nicht nur mein Gewicht war betroffen. Zu meinen mentalen Modellen gehörte auch seit vielen Jahren, dass ich kein guter Schläfer bin, dass ich Frühstück brauche, um Energie für den Tag zu haben oder einen Snack vor dem Zubettgehen, damit ich nicht hungrig aufwache. Die Gefahr von solchen mentalen Modellen ist, dass man aus einem vorübergehenden Zustand eine Regel macht und irgendwann das Gefühl hat, dass man daran nichts ändern kann. Es brauchte externe Einflüsse, um mich aus diesem Irrglauben zu holen.
Bevor wir weiterfahren habe ich hier ein kleines Video, welches den Mythos "das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit vom Tag" etwas kritisch hinterfragt.
Der Nebel lichtet sich
Als ich angefangen habe, regelmässig Podcasts zu hören, hat sich einiges in meinem Mindset geändert. Dabei half sicher, dass bei bei den Podcasts, die ich regelmässig höre, Lex Fridman (Lex Fridman Podcast) und Steven Bartlett (Diary of a CEO Podcast), viele Experten aus den Bereichen Ernährung und Lifestyle zu Gast waren.
Ich lernte dabei Konzepte wie «Brainfog», «Glucose Spikes» oder «Hara Hachi Bu» kennen und realisierte, dass auch ich an vielen ungewollten Zuständen leide. Dazu gehört, dass ich mich oft nicht erholt fühle, Mühe mit der Konzentration habe oder nur schwer Schlaf finde. Die möglichen Probleme, die aus einem unausgewogenen Lebenswandel resultieren, sind vielseitig. Doch die Experten legen mit relativ einfachen Lösungsansätzen dar, wie man sein Leben verändern und Herr über diese Probleme wird. Und daraus ist mein Bedürfnis entstanden, wieder mehr Kontrolle über meine Gesundheit zu erlangen.
Das Gewicht war dabei eigentlich nicht mein Hauptziel. Es ging mir viel mehr um meine Gesundheit im Allgemeinen – heute und in der Zukunft.
«Ich will ja nicht ewig leben»
Ich weiss nicht, wie es Ihnen als LeserIn geht, aber ich gehöre zusammen mit vielen meiner Freunde zu den Menschen, die lange Zeit das kurzfristige Erfüllen von Bedürfnissen in den Vordergrund stellten und mit Sprüchen um sich warfen wie «Ich will ja nicht 90 werden». Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an das Leitmotiv "Carpe Diem!", welches sehr populär war und häufig mit "Lebe den Moment" übersetzt wird. Es ist einfach, auf diesen Zug aufzuspringen, da es sich im Moment gut anfühlt, wenn man Bedürfnisse direkt erfüllt, auch wenn die Idee dahinter wahrscheinlich eine andere war.
Diese Fokussierung auf «Instant Gratification» (sofortige Belohnung) ist von mir aus gesehen sinnbildlich dafür, dass unser Kopf nicht immer das Beste will für unseren Körper. Denn nicht selten schaden wir uns mit einem solchen Verhalten mehr, als wir uns vorstellen können.
Vielleicht haben Sie die Netflix-Dokumentation «Live to 100: Secrets of the Blue Zones» gesehen. In dieser Dokumentation besucht der Reporter Dan Buettner verschiedene Orte auf der Welt, die eine auffällig hohe Dichte von «Centenarians» (Hundertjährigen) aufweisen – so genannte Blue Zones (Blaue Zonen). Dazu gehört etwa die Insel Okinawa in Japan, Ikaria in Griechenland oder einige Ortschaften auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien. Spätestens als ich gesehen habe, wie die «Alten» dort leben, hat sich meine Perspektive verändert. Diese Menschen vegitieren nicht im Altersheim vor sich hin oder leiden unter Krankheiten wie Demenz. Sie pflegen einen aktiven Lebensstil und haben mehr Lebensfreude, als wir es uns vielleicht vorstellen könnten - zumindest zu einem grossen Teil. Auch wenn es sich bei diesen blauen Zonen um sehr unterschiedliche Orte handelt, gibt es einige Gemeinsamkeiten.
Dazu gehört etwa ein Lebensstil mit wenig Stress, einem Fokus auf das unmittelbare soziale Umfeld, bis ins Alter aktiv zu sein und einer Lebensaufgabe nachzugehen oder eben auch die Ernährung. Diese setzt sich oft aus natürlichen Lebensmitteln zusammen, welche nicht ultraprozessiert sind. Und hier schliesst sich der Kreis zu meiner persönlichen Erfahrung und den Lektionen, welche ich durch Podcasts gelernt habe. Zeit also, etwas von diesen Beispielen zu lernen - Im zweiten Teil dieses Blogs, der bald rauskommt.
Danke an alle, die bis hier mitgelesen haben.
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