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AutorenbildSilvano Dragonetti

Ruination Metal Fest 2023 | Wie ich "mein" ersters Musikfest (mit)organisiert habe ohne dass es uns RUINiert hat

Ruination Metal Fest 2023 Event Flyer

Am 16.12.2023 hat in der Kulturhalle Sägegasse in Bugdorf das erste (und hoffentlich nicht letzte) Ruination Metal Fest stattgefunden. Dieser Event hat das Rad nicht neu erfunden und wird die Veranstaltungswelt nicht revolutionieren. Es war aber ausgesprochen erfolgreich und hat die Erwartungen deutlich übertroffen. Und wenn man ehrlich ist, trifft man nicht allzu oft Events an, welche sieben Bands + einen Solokünstler für CHF 30.- bieten. Doch schauen wir etwas genauer hin.


Besser gut kopiert als schlecht selbst gemacht | Das Konzept


Die Idee hinter dem Ruination Metal Fest ist relativ simpel: Es soll eine Plattform sein, um zu beweisen, dass auch bei unbekannteren "Local Bands" eine unvergleichbare Stimmung erzeugt werden kann. Das ganze soll möglichst bezahlbar sein, um eine möglichst grosse Zielgruppe zu erreichen.


Dabei geht es nicht nur darum, das Stigma von sogenannten Local Bands (die früher auch teilweise "Füfliber-Bands" genannt wurden) abzustreifen. Es geht vielmehr um die einfache Logik, dass tiefere Preise zu Mehr Publikum und folglich besserer Stimmung führen. Und es bleibt dann sogar noch etwas Geld für Bier und Merchandise übrig. Damit gewinnen alle.


Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass der Event nicht ein wenig eigennützig ist. Da ich selbst seit geraumer Zeit in Bands unterwegs bin, wollte ich etwas kreieren, was auch meiner Band, Days of Ruin, zu Gute kommt. Und da ich mein halbes Leben lang Hobby-Musiker bin, habe ich viele tolle Menschen und Bands kennen gelernt. Nicht selten haben wir von anderen profitiert. Ein solcher Event bietet auch die Möglichkeit, diesen Bands etwas zurück zu geben.


Das Ruination Metal Fest ist schlussendlich eine freundschaftliche Plattform. Und falls es damit in Zukunft weitergehen sollte, wird man wohl auch nie einen internationalen Headliner am Fest(ival) sehen. Und es soll auch nicht unbedingt grösser werden. Eine ausverkaufte Sägegasse ist der Traum. Und so unrealistisch scheint dieser gar nicht zu sein.


Flo LeBeau am Ruination Metal Fest 2023
Flo LeBeau eröffnet das Ruination Metal Fest 2023

Die ersten Schritte


Alles hat einen Anfang. Und bei mir war der Anfang Hardcore United. Hardcore United ist ein Indoor Fest (ein Festival dauert mehrere Tage per Definition), welches von Insanity61 seit nunmehr zehn Jahren in der Schüür in Luzern mit veranstaltet wird. Schon 2021 war ich absolut beeindruckt von der grandiosen Stimmung in Luzern. Jede Band wurde abgefeiert, als gäbe es kein Morgen. Und wie beim Ruination Metal Fest spielen auch beim Hardcore United ausschliesslich Bands, welche in einem freundschaftlichen Verhältnis mit Insanity61 stehen.


Spätestens 2022 war mir dann klar, dass ich auch so etwas auf die Beine stellen möchte. Als Berner weiss ich gut, dass der Kanton eine tolle Metalszene bietet, die leider darunter leidet, dass es in der Hauptstadt keine Location gibt, welche die Anforderungen an ein solches Fest wirklich erfüllt. Doch in Burgdorf gibt es genau so eine Location - die Kulturhalle Sägegasse.


Thy Gnosis heizten von Anfang an ein
Thy Gnosis heizten von Anfang an ein

Nun, wir hatten mit Days of Ruin zuvor gerade in Burgdorf gespielt, zusammen mit Irony of Fate und The Exiled. Ich habe über 6 Jahren in Burgdorf gelebt und habe mich immer mit der Sägegasse identifiziert. Es war auch nicht mein erstes Konzert dort, weshalb wir bereits etwas Vorgeschichte hatten. Das besagte Konzert am 10.12.2022 war aber anders. Auf einmal spürte ich eine Energie, wie wir sie bei Days of Ruin wohl noch nie gespürt hatten. Und ich wollte mehr davon.


Anfang 2023 teilte ich meine Idee des bereits beschriebenen Formats mit Michael "Äschi" Äschbacher, der in der Sägegasse regelmässig Konzerte mit veranstaltet. Äschi war von der Idee angetan und teilte sie im Gremium mit seinen Kollegen. Wenig später viel die Entscheidung, dass wir unseren Event durchführen durften. Der Name Ruination Metal Fest folgte ein Wenig später.


Natürlich soll dieser Name einen Bezug zu Days of Ruin herstellen. Die ursprüngliche Idee dabei war, dass der zweite Wortteil "ruiNATION" ein Zugehörigkeitsgefühl zum Ausdruck gibt. Den Zusatz Metal Fest habe ich gewählt, um dem Event ein klares Versprechen zu geben, welches aber ausreichend offen ist, um eine grosse musikalische Bandbreite abzudecken.


Die Rolle der Kulturhalle Sägegasse


Bevor jetzt der Eindruck entsteht, dass ich alles selber gemacht habe, möchte ich den Hinweis anbringen, dass das "Heavy Lifiting", insbesondere während dem Event, von der Kulturhalle Sägegasse selbst getragen wurde. Die Organisation von Helfern, Techniker, Backstageverpflegung, Ticketsystem, etc. wurden von den fähigen und motivierten Mitarbeitenden der Sägegasse sichergestellt (ein ganz besonderes Dankeschön geht auch an Alexandra Sommer für all die Abklärungen im Vorfeld und die Betreuung der Bands am Event).


The Kate Effect sorgten schon früh für tolle Stimmung
The Kate Effect sorgten schon früh für tolle Stimmung

Im Grunde genommen musste ich lediglich mit den Bands verhandeln und koordinieren sowie Werbung machen. Klar darf man diesen Teil nicht unterschätzen. Ich habe viel Freizeit in die Bekanntmachung des Events gesteckt und versucht, etwas mehr zu machen, als man vielleicht bei einem "gewöhnlichen" Event sieht. Es steckt ja schliesslich auch viel Herzblut darin. Für mich war das Ganze auch enorm motivierend, da ich meine Erfahrung, die ich bei meinen Tätigkeiten als Online Marketing Specialist erlangt hatte, in die Praxis umsetzen konnte. Meine Bandkollegen kamen dabei stets zum Einsatz, wenn es Unklarheiten gab und packten natürlich am Event Tag selbst tatkräftig mit an.


Auch beim Marketingmix gab es keine Revolution. Eine Landingpage auf der Bandseite gab etwas Informationen zum Event (welche noch ausbaufähig sind) und es wurden social Media Accounts auf Instagram und Facebook erstellt. Der Facebook-Event wurde zur besseren Sichtbarkeit dann über mehrere Monate gesponsert mit einem bescheidenen Budget. Auf den Einsatz von Printmaterial wurde gänzlich verzichtet, da dieses von mir aus gesehen heute keine grosse Relevanz mehr hat. Den auftretenden Künstlern ist heute mehr gedient, wenn man ihnen Assets für Social Media zur Verfügung stellt, als wenn man ihnen 300 Papierflyer zum Verteilen sendet.


Erwartungen übertroffen


Metalcore mit Geige? Nice to Eat You sind absolute Publikumslieblinge
Metalcore mit Geige? Nice to Eat You sind absolute Publikumslieblinge

Das Risiko für Days of Ruin als Band und mich als Privatperson war überschaubar. Eine einfache Grenzkostenrechnung zeigte, dass wir rund 120 bezahlte Eintritte brauchten, um kostendeckend zu sein. Später stieg diese Grenze auf rund 150 Eintritte, da noch ein Catering und diverse Aufwendungen zusammenkamen. Natürlich war ich etwas aufgeregt, ob wir das wirklich schaffen würde. Aber ich glaubte an unser tolles Line-Up und das Konzept.


Und mein Vertrauen sollte sich bestätigen. Bereits kurz vor der Türöffnung hatten wir rund 110 Eintritte im Vorverkauf. Es sollten insgesamt über 220 bezahlende Gäste werden. Kosten gedeckt, Erwartungen übertroffen!


Auch übertroffen wurden die Erwartungen an die Stimmung in Burgdorf. Flo LeBeau leitete den Abend musikalisch mit Akustikgitarre und viel Charme ein. Und bereits bei der ersten Band Thy Gnosis hatten viele Menschen den Weg in die Sägegasse gefunden und bei den darauffolgenden The Kate Effect gab es bereits erste Aktivitäten im Moshpit. Spätestens bei den Lokalhelden Nice to Eat You sprang der Funken völlig über und die Sägegasse verwandelte sich in eine grosse Party.



Ich liess es mir nicht nehmen, während der Days of Ruin Show im Publikum abzutauchen
Ich liess es mir nicht nehmen, während der Days of Ruin Show im Publikum abzutauchen

Unser eigenes Konzert war dann der absolute Hammer! Moshpits, zwei Wall-of-Deaths und unsere erste Crowdsurferin machten den Auftritt zu einem Hochgenuss. Sicher eines der besten Konzerte, das wir je gespielt haben! Und auch die Jungs von Whiteout enttäuschten nicht mit ihrem modern ausgelegten Metalcore. Mein persönliches Highlight war aber die Show von Among Vultures. Die Musik reisst mich ganz einfach mit. Auch cool: Mit einem Shot auf den Geburtstag von Frontmann Cédric anstossen. Nach so viel Energie war der sphärische Abschluss durch die Post-Rocker JOR dann perfekt.


Und auch das Catering von Casa di Mamma war ein Glücksgriff. Leckere Pasta mit vier verschiedenen Saucen. Mehr braucht es nicht, um zwischendurch Kraft zu tanken. Erschwerend bei der Suche eines Food-Partners war nur, dass es nicht unendlich viele Anbieter gibt, welche im Winter einen Food-Stand draussen aufstellen. Umso glücklicher bin ich mit dieser Partnerschaft.


Partystimmung bis zum Schluss: Among Vultures mit Geburtstagskind Cédric
Partystimmung bis zum Schluss: Among Vultures mit Geburtstagskind Cédric

Ebenfalls erfreulich: Der Zeitplan konnte fast perfekt eingehalten werden. Dafür verantwortlich war das sensationelle Technikteam der Sägegasse rund um Tontechniker Rubi und die Mithilfe der Bands. Hier hat sich definitiv gelohnt, die Bands im Vorfeld auf einen reibungslosen Ablauf zu sensibilisieren und den Backstage-Bereich sinnvoll aufzuteilen.


Wie es weiter geht mit dem Ruination Metal Fest


Wie es genau weiter geht mit dem Format lässt sich Ende 2023 nicht sagen. Nach dem grossen Erfolg stehen die Sterne aber günstig, damit das Ruination Metal Fest auch 2024 stattfinden wird. Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen.


Das obligatorische Gruppenfoto am Schluss des Auftritts von Days of Ruin
Das obligatorische Gruppenfoto am Schluss des Auftritts von Days of Ruin


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