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AutorenbildSilvano Dragonetti

Love it, change it or leave it | Warum ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bin

Aktualisiert: 30. Okt. 2023

Ich habe meinen Job gekündet – quasi. Ich habe meinem aktuellen Arbeitgeber mitgeteilt, dass ich nur noch bis im Frühjahr 2024 Teil des Teams sein werde. Als ich im Vorfeld einige Freunde gefragt habe, was sie von diesem Vorgehen halten, bin ich nicht selten auf Missverständnis gestossen. Man schaut doch für sich selbst und sollte zuerst sicherstellen, dass man weiss, wie es für einen weitergeht, einen neuen Job in der Tasche hat. Nun, ich bin nicht ganz dieser Meinung.


Die Leidenschaft zum Beruf gemacht


Als ich 2018 in die Motorradbranche gekommen bin, war das wie die Erfüllung eines Wunsches für mich. Ich wollte einmal erleben, wie es ist, wenn man die Leidenschaft zum Beruf macht. Und das hat auch für einige Jahre meist so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war voll motiviert und hatte kaum einen Tag, an dem ich mich nicht auf meine Arbeit gefreut habe. Aber wie es so ist im Leben, gibt es immer wieder Veränderungen, und ich habe in den vergangenen Monaten begonnen, einige Dinge zu hinterfragen und mich neu zu orientieren (Work in Progress). Und plötzlich sieht meine Welt ganz anders aus.


Steve Jobs hat mal gesagt: 'In den letzten 33 Jahren habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: "Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich auch das machen wollen, was mir heute bevorsteht?" Und wenn die Antwort für zu viele Tage am Stück "Nein" lautete, wusste ich, dass ich etwas ändern musste.' (Zitate zum Nachdenken, 2023)


Leider kann ich diese Frage selber aktuell nicht mehr mit Ja beantworten. Und ich habe gelernt, dass es nicht zwangsläufig reicht, wenn man die Leidenschaft zum Beruf macht. Besonders wenn sich herausstellt, dass die Leidenschaft ihre Grenzen hat. Ich habe aktuell das Gefühl, dass ich mich im Kreis drehe. Und da man keine neue Perspektive erhält, wenn man sich im Kreis dreht, ist es für mich Zeit für eine Veränderung.


Damit das klar ist hier: Ich suche die Schuld hier nicht bei meinem Arbeitgeber. Es sind verschiedene Umstände, die dazu führen, dass ich mich in der aktuellen Situation nicht mehr so wohl fühle, wie ich es mir wünschen würde. Und ich weiss auch, dass es meine eigene Verantwortung ist, etwas daran zu ändern.


Image displaying going round in circles
Circles by Midjourney

Hygiene oder Motivation?


Wie wahrscheinlich jeder Betriebsökonom habe ich in meinem Studium Bekanntschaft mit der Zwei-Faktoren-Theroie nach Frederick Herzberg gemacht (bwl-lexikon.de, 2023). Sie beschreibt die Arbeitsmotivation anhand von zwei Faktoren - den Motivatoren und den Hygienefaktoren. Diese Theorie hilft mir, selbst nachzuvollziehen was bei mir da in den letzten Monaten passiert ist. Natürlich ist es keine abschliessende Betrachtung aber für das Erste, muss sie genügen.


Motivatoren sind positive Anreize, die beim Arbeitnehmer Zufriedenheit herstellen und seine Arbeitsmotivation in weiterer Folge erhalten oder erhöhen. Als Beispiele werden etwa die Wertschätzung durch Vorgesetzte, Verantwortung, Aufstiegsmöglichkeiten, persönliches Wachstum oder Arbeitsinhalte genannt. Wie diese Faktoren gewichtet werden ist sehr individuell und nicht statisch über die Zeit gesehen.


Im Gegensatz dazu bestimmen Hygienefaktoren eher Aspekte, die Unzufriedenheit oder eine Verminderung der Arbeitsmotivation auslösen können, wenn sie fehlen. Auch hier gilt, dass das sehr individuell zu betrachten ist. Zu den möglichen Faktoren gehören: Sicherheit am Arbeitsplatz, Verhältnis zu Vorgesetzten, Angenehmes Arbeitsklima, Interne Organisation, Work-Life-Balance, Unternehmenspolitik, Status, Entlohnung, Privatsphäre oder Sozialleistungen.


Auf mich bezogen muss ich ehrlich sagen, dass die Entwicklung etwas schleichend war. Nachdem ich, wie beschrieben, lange Zeit voll motiviert war in meinem Job, kam plötzlich ein Tag, an dem das nicht mehr so war. Einerseits änderte sich der Arbeitsinhalt nicht merklich, es kamen aber mehr Arbeiten dazu. Ich konnte mich also irgendwo gar nicht mehr damit beschäftigen, meine Arbeiten besser zu machen, sondern hatte einfach mehr zu tun. Auch meine Identifikation mit der Materie liess in den vergangen Monaten aus persönlichen Gründen merklich nach. Hinzu kam, dass ich eigentlich nur durch den Einsatz von meinen Ellenbogen die Chance hätte, um intern wirklich aufzusteigen. Not my style.


Und als sich dann abzeichnete, dass ich und meine Partnerin aus privaten Gründen wieder in die Nähe von Freunden und Familien ziehen würden und sich der Arbeitsweg dadurch verdreifachen würde, war eigentlich klar, dass eine vernünftige Work-Life-Balance (ein Unwort für Manche, ich weiss) kaum noch möglich war. Unterstrichen wurde das von meinen vergebenen Bemühungen, mein Pensum auf 80% zu reduzieren, da ich mehr Zeit in meine Band und mich selbst investieren wollte und von der Tatsache, dass Home Office nicht wirklich gerne gesehen ist.


Das Ganze hat dann quasi zu "unüberwindbaren Differenzen" geführt. Zeit also, Konsequenzen daraus zu ziehen.


Insurmountable differences by Midjourney
Insurmountable differences by Midjourney

Leaving on good terms


Das heisst aber nicht, dass ich deswegen meinen Respekt für meine Kollegen verloren habe. Ich habe immer viel Wertschätzung genossen. Klar ist das Gras auf der anderen Seite des Zauns manchmal grüner, aber ich wurde immer fair behandelt, unterstützt, und habe viele schöne Sachen erlebt, an die ich mich immer erinnern werde.


Nicht zuletzt deshalb bin ich der Meinung, dass ich selbst in meiner aktuellen Situation etwas Wertschätzung zurückgeben kann und dieses Kapitel in meinem Leben positiv abschliessen möchte. Meine aktuelle Tätigkeit ist keine Raketenwissenschaft. Dennoch ist mein Tätigkeitsfeld als Webmaster, Digital Marketing Koordinator, Allrounder Events, Ansprechperson Motorradpresse vielseitig und muss erst einmal erlernt werden. Ich möchte sicherstellen, dass meine Nachfolger oder meine Nachfolgerin gut vorbereitet ist, und mit einem möglichst gut gepackten Rucksack in ihr Abenteuer starten kann.


Next Horizon

Man sitting on his desk in front of the computer. The wall has crumbled. New possibilities open in front of him.
Creative destruction by Midjourney

In einem der zahlreichen Podcasts, die ich in der letzten Zeit gehört habe, hat Jimmy Carr im Gespräch mit Steven Barlett im "Diary of a CEO"-Podcast (Barlett, 2021) darüber gesprochen, wie es sich lohnt, eine langfristige Perspektive einzunehmen, um zu einem zufriedenen Leben zu gelangen. Er spricht auch darüber, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, um sich bewusst zu machen, wo man seinen Sinn sieht. Spätestens bei diesem Gespräch wurde mir bewusst, wie wichtig es für mich ist, meinen Drive wieder zu finden.


Ich habe nun ein paar Monate Zeit, um ganz genau herauszufinden, wo mich mein nächster Karriereschritt hinführen soll. Es hilft dabei, das eigene Leben etwas zu dekonstruieren und zu überlegen, wo die Reise hinführen soll. Zum Glück gibt es Bücher wie "What Color Is Your Parachute" oder Konzepte wie "Ikigai", die einem dabei helfen können. Doch dazu mehr in einem späteren Blog.


Wie sehen Sie das? Finden Sie mein Vorgehen angemessen oder hätten Sie in meiner Situation anders agiert?


Quellen:


Barlett Steven, E106: Jimmy Carr: The Easiest Way To Live A Happier Life, The Diary Of A CEO with Steven Barlett, 11.2021, https://open.spotify.com/episode/3XmIGt0AH0YRukAblcW78b?si=BI-CpFkcS_So1B8oCxcauQ


BWL-LEXIKON.DE, Zwei-Faktoren-Theorie, www.bwl-lexikon.de, https://www.bwl-lexikon.de/wiki/zwei-faktoren-theorie/, 13.09.2023.


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